Anton bekommt von seinem Arzt die Diagnose, dass er bald sterben wird. Alle sind traurig und wollen nett sein. Dann taucht ein Klassenkamerad auf, Lennie, der schon mal jemanden verloren hat. Die beiden Kinder genießen die letzten Tage des Lebens. Ihnen ist wichtig, traurig sein zu können, wenn das so ist; sich trösten zu lassen und unwichtige, wie sinnlose Dinge einfach nicht zu tun. Sie sind kleine Anarchisten, die die Erwachsenen ärgern und ihnen die Augen öffnen. Beide leben ihre Träume und reißen noch einmal aus, weil Anton den Eifelturm sehen möchte. In Frankreich lernen sie ein obdachloses Mädchen kennen.
Länge: ca. 55 Minuten, für Kinder und Jugendliche von 11 bis 18 Jahren
Aufführungen:
2023
- März 2023: Carl Linde Gymnasium Kempten
- März 2023: Christuskirche Kempten
- Januar 2023: Evangelische Kirche Marktoberdorf
- Januar 2023: Mittelschule Marktoberdorf
2022
- Dezember 2022: Mittelschule Steingaden
- November 2022: Evangelische Kirche in Pfronten
- Mai 2022: Carl Linde Gymnasium Kempten
- Mai 2022: Allgäu Gymnasium Kempten
- Mai 2022: Kreisgymnasium Heinsberg
2021
- Dezember 2021: Mittelschule Steingaden
- Oktober 2021: Mittelschule Marktoberdorf
- September 2021: Sulzschneid, Marktoberdorf
- November 2021: Schule Scheßlitz
- November 2021: Evangelische Kirche Pfronten
„Die große Reise“ in der Johanneskirche
Ganz unterschiedlichen Alters waren die Zuschauer, die zu diesem ganz besonderen Theater in die Johanneskirche gekommen waren. Doch „gemeinsam ist uns allen, dass wir auf Lebensreise sind“, hielt Pfarrerin Stefanie Mangold eingangs fest. Sie wies darauf hin, dass wir auch viele Wege gehen müssen, die wir gar nicht gehen wollen. Da hilft uns der Gedanke, dass unser Leben gesegnet ist, dass wir geborgen und getragen sind von Gott, sagte sie. Zum Schluss riet sie, sich selbst eine „Löffelliste“ anzulegen über die Dinge, die ein jeder in seinem Leben noch gerne machen möchte. Dabei sollte jeder sein Leben vor allem bewusst leben und bedenken, dass wir keine Angst vor dem Tod zu haben brauchen. Denn wir sind gehalten von Gott.
In dem unter die Haut gehenden Theaterstück von Stefan Grassmann geht Lennie (Patrick Lutz) mit seinem Klassenkameraden Anton (Judith Schwendiger) auf große Reise:
Als die Beiden zu Unrecht zum Nachsitzen verdonnert werden, klaut Lennie das Notizbuch von Anton, macht sich erst lustig über die „Löffelliste“, in der Anton aufschreibt, was er noch alles machen will, bevor er „den Löffel abgeben muss“. Denn Anton ist todkrank, hat nur noch drei, höchstens sechs Wochen zu leben. Tief betroffen überzeugt Lennie seinen neuen Freund davon, statt zur Schule zu gehen, nur noch das zu machen, was er noch machen will. Gemeinsam reißen sie aus und fahren nach Paris. Dort lernen sie Johanna kennen, die auf der Straße lebt. Sie zeigt ihnen nicht das Paris der Touristen, sondern das „wirkliche Paris“. Sie schlafen unter Brücken, betrachten die leuchtenden Sterne am Nachthimmel und erleben die Künstler von Montmartre. Aber auch den Eiffelturm, den Anton so gerne sehen will, besuchen sie – und werden dort von der Polizei erwischt, von Antons Mutter abgeholt und zurückgebracht. Doch Anton, der kurz danach stirbt, ist glücklich über all die Erlebnisse und Erkenntnisse, die er dabei gewonnen hat. – Und Anton kann durch die Erlebnisse mit Lennie endlich den Tod seines Bruders vor drei Jahren verarbeiten.
Großartig, was die beiden Darsteller bei ihrem Spiel leisteten. Ohne Unterbrechung und sehr überzeugend schlüpften sie auch in alle weiteren Rollen des Stücks – sei es Lehrer, Mutter von Anton, die Obdachlose Johanna oder der Pariser Polizist. In manchen Situationen, wenn Anton und Lennie sich mit ihren Gedanken auseinandersetzten, hätte man am liebsten geweint, musste aber aufgrund der Situationskomik dann doch wieder lachen. Am Ende des Stückes herrschte erst ein Schweigen, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Doch dann erhielten die beiden Darsteller von allen stehend den verdienten, langanhaltenden Beifall. Es war ein ganz besonderer Abend.
Rosemarie Klimm, Marktoberdorf